Benediktinerstift

Ehemaliges Benediktinerstift

Die Ortsbezeichnung "Garstina" (slawisch) tritt erstmals um 990 auf. Um 1082 errichtete Otakar I. von Steyr ein Chorherrenstift, das sein Sohn Otakar II. 1108 in ein Benediktinerstift umwandelte.

Unter dem bedeutenden Abt Berthold aus St. Blasien im Schwarzwald (1110-1142) erlebte das junge Kloster einen ersten Höhepunkt. Die wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Erschließung des Enns- und Steyrtals war Garstens vordringliche Aufgabe.

Abt Anton II. Spindler (1613-1642) führte die erste Barockisierung durch, die aber nicht den gewünschten Erfolg hatte. Abt Roman Rauscher (1642-1683) schritt daher zum gänzlichen Neubau von Kirche und Kloster.

Die Kirche wurde nach einem Entwurf von Pietro Francesco Carlone von dessen Söhnen Carlo Antonio und Giovanni Battista zu einem der prunkvollsten Räume des austro-italienischen Barocks erhoben. Der groß angelegte Plan des Klostergebäudes von Carlo Antonio Carlone wurde von Jakob Prandtauer weitergeführt, kam aber nicht zur Vollendung. Kirche und Stift vereinen sich zu einem geschlossenen Ganzen. Der Klosterkomplex ist ganz auf die Kirche als Hauptachse ausgerichtet. 1787 wurde das Stift aufgehoben.
Die ehemalige Pfarrkirche zum Hl. Johannes d.T. wurde abgebrochen und die Stiftskirche zur Pfarrkirche erklärt, nachdem Kirche und Kloster wertvoller Teile der Einrichtung beraubt worden waren.

Das Klostergebäude findet seit 1850 als Strafanstalt Verwendung.

 

Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

Ehemalige Stiftskirche

Der barocke Neubau wurde 1677 in Angriff genommen und war 1685 im Großen fertiggestellt. (Weihe am 29.09.1693 durch den Fürstbischof von Passau Johann Philipp Graf v. Lamberg)

Der Entwurf stammt von Pietro Francesco Carlone und wurde nach dessen Tod (1680 od. 1681) von seinen Söhnen Carlo Antonio (Bau) und Giovanni Battista (Stuck), denen eine Reihe von Hilfskräften zur Seite standen, weitergeführt.

Die Fresken malten die Brüder Christoph, Michael Georg und Johann Bernhard Grabenberger.

Das Äußere der Kirche wird von ihrer Fassade bestimmt. Die schlanke, in den beiden Türmen bis zu einer Höhe von 72 m aufsteigende Wand liegt, bündig mit den Ostflügeln, in der Achse des Stiftshofes, den sie völlig beherrscht. Die Nischenstatuen sind von Marian Rittinger und zwar Berthold, Otakar, Elisabeth und Maria Immaculate. Das schlichte Portal ist 1687 datiert.

Zur noblen Schlichtheit des Äußeren steht das Innere im stärksten Gegensatz. Die Dekorationskunst der oberitalienisch-steirischen Stukkateure feierte ihren höchsten Triumph, sie zwang auch den übrigen Künstlern den Willen zum Überschwang auf.

Das Grundgefüge des Raumes ist ein vierjochiger Wandpfeilersaal, der durch die Stuckkaschierung fast unmerklich in einen zweijochigen Chor mit geradem Abschluss übergeht.

Das westliche Langhausjoch nimmt die Musikempore ein. Die Pfeilernischen sind zu Rundbogenkapellen mit darüberliegenden Emporen ausgebildet. Über den Gesamtraum spannt sich ein Tonnengewölbe mit Stichkappen, die über den Emporen in Quertonnen ihre Fortsetzung finden.

Der Stuck ist überaus reich und schwer und verbindet Figuren und pflanzliche Ornamentik in höchster Meisterschaft. Den Fresken, die mit prunkvollen Stuckrahmen eingefasst sind, wird bereits genügend Fläche zugewiesen. Das übersichtliche Programm behandelt:

In der Vorhalle Darstellungen aus dem Leben des König David, im Langhausgewölbescheitel Vorbilder Mariens aus dem alten Testament und in den Stichkappen Apostel. In den Emporen Szenen aus dem Marienleben, Maria als Königin der Patriarchen und Propheten, am Triumphbogen Anrufungen aus der Laurentanischen Litanei, in den Seitenkapellen das Leiden Christi. Im Presbyterium erscheint die Verherrlichung des Altarsakraments (nach einem Teppich-Entwurf des Peter Paul Rubens).

Über der Musikempore wird in Fresken von Johann Karl v. Reslfeldt und Stuckbüsten der glorreiche Sieg über die Türken bei Wien (1683) gefeiert.

Die Ausstattung steht dem üppigen Raumkleid nicht nach. In der Farbigkeit – feierliches Schwarz-Gold – heben sich die Altare und die Kanzel vom Weiß-Rosa der Wände entschieden ab, in den Formen der gedrehten Säulen, der Figuren und des wuchernden Akantus vereinigen sie sich mit der Fülle des Stucks.

Bedeutende Gobelins an den Chorwänden um 1675 und gemalte Behänge von Johann Carl von Reslfeldt (Darstellungen aus den Makkabäerkriegen) an den Wandpfeilern schließen die Bilder des Hochaltars und der Seitenaltäre zu einem farbigen Bande zusammen, und im Kirchengestühl klingt die Freude am schmückenden Beiwerk weiter.

Den Hochaltar schuf Marian Rittinger nach einem Entwurf von Carlo Antonio Carlone 1685. Das riesige Altarblatt mit 7,40 m Höhe malte der Antwerpener Frans de Neve 1683. Die 6 Seitenaltäre stammen ebenfalls aus der Werkstatt Rittingers. Ihre Bilder verteilen sich auf sechs verschiedene Meister:

links (von W nach O): Die Bilder im Kunigundisaltar stammen von Peter Strudl (1688), die Bilder im Skapulieraltar von Innozenz Turiani (1685), die Bilder im Benediktusaltar von Joachim v. Sandrart (1685).

rechts (von O nach W): Die Bilder im Bertholdialtar stammen von Joh. Karl von Reslfeldt (1686), die Bilder im Josefialtar von Andreas Wolff und im Gertrudisaltar von Johann Heiß (1687).

Neben dem Bertholdialtar vorzügliches figurales Marmorhochgrab des Heiligen Berthold, des ersten Abtes von Garsten (1110-1142), aus der zweiten Hälfte des 14. Jhdt. In der Benediktuskapelle Hochgrab des Stifterpaares Otakar und Elisabeth, wohl aus dem Jahre der Neubeisetzung 1347. Beim Skapulieraltar Schrein mit der wundertätigen Mutter Gottes, romanisch mit barocker Ummantelung.

Die prächtige Kanzel und der Hochaltartabernakel sind Arbeiten des Jakob Pokorny, dessen Werkstatt auch die Kirchenstühle aus Nussholz geschnitzt haben dürfte.

In der Stiftskirche in Garsten wird der Übergang vom italienischen zum österreichischen Barrock sichtbar, sie stellt im Inneren einen Höhepunkt des Stuckbarocks in Österreich dar.