Garsten und seine Entwicklung

Mit der Errichtung der freien, demokratischen Republik Österreich im Jahre 1945 stand auch die Gemeinde Garsten vor dem Wiederaufbau. Der 2. Weltkrieg hat in Garsten deutliche Spuren hinterlassen. Ungemein schwierig und für die Bevölkerung bedrückend waren die ersten Wochen nach dem Zusammenbruch. Die Gemeinde war von amerikanischen und russischen Soldaten besetzt. Nur schwimmend bzw. mit kleinen Booten konnte man von Garsten über die Enns in die Ortsteile Dambach und Mühlbach gelangen.

Das Hauptproblem für die damalige Gemeindevertretung war zunächst die Versorgung der Menschen mit den notwendigsten Lebensmitteln. Überaus groß war natürlich die Wohnungsnot, da Garsten in den Nachkriegsjahren viele Flüchtlinge aufnahm.

Bereits im Jahre 1954 begann die Gemeinde mit der Errichtung des ersten Wohnblocks, mittlerweile wurden über 350 gemeinnützige Wohneinheiten fertig gestellt.

Großes Augenmerk wurde auch auf den Ausbau des Straßennetzes gelegt. Von den ca. 130 km Straßen, davon viele Güter- und Wirtschaftswege, sind heute beinahe alle im Laufe der Zeit mit einem staubfreien Belag versehen.

Große Probleme lagen auch in der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung. Von 1945 bis heute wurden über 35 km Wasserleitung und 46 km Kanal gebaut. Seit vielen Jahren bestehen Gemeindekooperationen durch den Reinhalteverband und dem Wasserverband Steyr-Garsten-St. Ulrich.

Der Ausbau der Schulen seit 1949 war beträchtlich. Garsten verfügt über 4 Volksschulen, eine Hauptschule und eine Landesmusikschule. Auch in die vorschulische Kinderbetreuung wurde investiert. Derzeit bestehen zwei Pfarrcaritas-Betreuungseinrichtungen in Garsten und Christkindl.

1958 wurde Garsten zur Marktgemeinde ernannt.

Einen wichtigen Impuls erhielt Garsten in den Jahren 1964 bis 1968 durch den Bau des Ennskraftwerkes Garsten-St.Ulrich. So wurde das Grundausmaß durch den Erwerb von 124.000 m² von der Gemeinde St.Ulrich vergrößert. Seit Ende der 60er Jahre besitzt Garsten ein Freibad mit einer Größe von 30.000 m² und damit eine der größten Erholungsanlagen im ganzen Bundesgebiet, das durch ein Sport- und Freizeitzentrum ergänzt wird.

1998 wurde das gemeindeeigene Altenheim in der Kinderheimstraße geschlossen und anschließend der Wohnbaugenossenschaft STYRIA veräußert, die das Gebäude zu einer stattlichen Mietwohnanlage mit 22 Wohnungen umgebaut hat.

1999 ging das neue Bezirksalten- und Pflegeheim in der Marian Rittinger-Straße in Betrieb. Zeitgleich wurde das im Anschluss befindliche Betreubare Wohnhaus eröffnet. Seit 2007 findet in den Räumlichkeiten des Bezirksalten- und Pflegeheimes wöchentlich eine Tagesbetreuung für Personen, die zu Hause von den Angehörigen gepflegt werden, statt.

5 Freiwillige Feuerwehren mit mehr als 400 Männern, Frauen und Jugendlichen geben der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit, aber auch durch örtliche Veranstaltungen positive Impulse für die dörfliche Gemeinschaft.

1996 wurde die Polizeiinspektion Garsten (damals als Gendarmerieposten) samt Bezirkspolizeikommando errichtet.

Der kulturelle Jahreskreis ist geprägt vom jährlich abgehaltenen Garstner Advent. Dieser trägt seit 1977 wesentlich dazu bei, dass der historische Kern der Gemeinde jene Atmosphäre bewahrt, die Bewohner und Besucher schätzen. In diesem Zusammenhang finden in der Krippenbauschule Garsten viele kreative Menschen ein Freizeitangebot.

Weitere kulturelle Schwerpunkte neben den Musikkapellen und Chören bilden die Konzerte im Sommerchor des ehem. Stiftes und auf Schloss Rosenegg, aber auch die kleinKUNST-Veranstaltungen im Veranstaltungssaal oder diverse Veranstaltungen in der Justizanstalt Garsten unter dem Titel „drinnen & draußen“. Mehr als 40 aktive Vereine prägen das Gemeinschaftsleben in Garsten.

Im Bereich der Wirtschaft sind über 2.200 GarstnerInnen Auspendler. Täglich pendeln knapp 800 Personen ein.

Insgesamt gibt es in Garsten derzeit rund 130 Gewerbebetriebe. Die 1997 begonnene Nutzung der ehem. Schottergrube als Industrie- und Gewerbegebiet bietet in Zentrumsnähe viele Arbeitsplätze. Die Lagerhausgenossenschaft Traunviertel hat die Abwanderung der gesamten Verwaltung und des Fuhrparks in die Zentrale nach Waldneukirchen durch die Übersiedlung des Lagerhaus Bauservices mit rd. 20 Mitarbeitern nach Garsten wettgemacht.

Mitte der 80er Jahre wurde die alle 2 Jahre stattfindende „Garstner Messe“ ins Leben gerufen. An dieser Präsentation der Garstner Wirtschaft beteiligen sich mehr als 50 Aussteller.

Im sogenannten Gewerbepark befindet sich auch das Altstoffsammelzentrum, das 2004 errichtet worden ist.

Garsten verfügt über viele Sehenswürdigkeiten (ehem. Stiftskirche, Nagelschmiede in Dambach und Schattleitenmühle – beide als Schaubetriebe -, Rebensteiner Mauern, Wallerkapelle mit Kreuzweg) sowie über ein ausgedehntes Radwege- und Wandernetz.

Durch den ständigen Ausbau der Infrastruktur ist Garsten heute mit der Stadt Steyr nahe zusammen gerückt und zum einen zu einer beliebten Wohngemeinde zwischen Tradition und Gegenwart, aber auch immer mehr zum Naherholungsgebiet für Steyr und Umgebung geworden. Garsten hat sich jene Atmosphäre bewahrt, die ein Maß an Lebensqualität bietet, das sich viele Menschen wünschen und die Bewohner und Besucher schätzen.

Wenn auch viele Herausforderungen in der Zukunft zu bewältigen sind, kann die Marktgemeinde Garsten, die 1985 ihr 1.000-jähriges Bestehen feierte, mit Stolz auf die kommunale Aufbauzeit seit 1945 zurückblicken.